Der 5G-Ausbau läuft europaweit auf Hochtouren. Bis 2030 sollen alle besiedelten Gebiete der Europäischen Union mit modernster Mobilfunktechnik versorgt sein. Die EU unterstützt diese Ausbauziele mit verschiedenen Programmen und Initiativen.
Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa setzt auf 5G-Mobilfunk: Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) funken mittlerweile in fünfter Generation. Mitte 2023 waren etwa 89 Prozent der EU-Bevölkerung mit mindestens einem 5G-Basisnetz versorgt.
Auf EU-Ebene begleitet das 5G-Observatorium seit 2018 die Entwicklungen rund um den fünften Mobilfunkstandard. Das Observatorium überwacht für die Europäische Kommission, ob die EU ihre 5G-Entwicklungsziele einhält. Die drei Unternehmen EY Belgium, PolicyTracker and LS Telcom betreiben es.
Die Expertinnen und Experten beobachten: In den deutschen und europäischen 5G-Netzen gab es bisher keine Überlastungsprobleme. Damit die Netze auch in Zukunft stabil sind, stellt die Europäische Union ein Förderprogramm aus verschiedenen Initiativen bereit. Der 5G-Aktionsplan bündelt seit 2016 alle Maßnahmen. Ziel war es, kommerzielle 5G-Dienste bis Ende 2020 in mindestens einer Großstadt der Mitgliedsstaaten einzuführen. Dieses Ziel ist erfüllt. Die nächste Etappe: Bis 2025 soll der neue Standard flächendeckend in Städten und entlang wichtiger Verkehrswege verfügbar sein.
Als weitere Maßnahme in der 5G-Förderung gibt es die Connectivity Toolbox. Sie enthält Empfehlungen, die Netzbetreibern und Mitgliedsstaaten beim schnellen Ausbau von 5G und Breitbandanschlüssen helfen sollen. Die Toolbox zeigt Best-Practice-Beispiele auf. Einerseits helfen die Maßnahmen den Netzbetreibern, die Kosten für den Aufbau von Netzen zu senken. Andererseits können die Mitgliedsstaaten diese Maßnahmen nutzen, um den Betreibern Zugang zu den Frequenzen zu ermöglichen, die sie für den Ausbau von 5G benötigen. Damit sollen Betreiber ermutigt werden, weiter in die 5G-Abdeckung zu investieren.
Das 5G-Observatorium veröffentlicht regelmäßig Zahlen zur 5G-Netzabdeckung in der EU. Laut dem 20. Bericht des Observatoriums sind Zypern, Dänemark, Malta und die Niederlande führend bei der 5G-Netzabdeckung. Auch Deutschland schneidet gut ab: Die deutsche Bundesnetzagentur (BNetzA) berichtet, dass im April 2024 rund 92 Prozent der Fläche Deutschlands von mindestens einem Mobilfunkanbieter mit 5G versorgt sind. Bis zum Jahr 2030 sollen alle EU-Haushalte mit Gigabit versorgt und alle besiedelten Gebiete mit 5G abgedeckt sein. Dieses Ziel formuliert die Europäische Kommission in der Mitteilung „Digitaler Kompass 2030: Der europäische Weg in die digitale Dekade“.
In mehreren EU-Staaten erproben Firmen und Forschende die Möglichkeiten der 5G-Technologie. So wurden etwa im Hafen von Barcelona Kräne, Fahrzeuge und Smartphones mithilfe von 5G-Netzen verbunden, um Kollisionen zwischen Menschen und Maschinen zu verhindern. Auch in Deutschland verwenden Unternehmen 5G in ihren Fabrikhallen oder Institutionen in ihrer Forschung. Außerdem fördern die Bundesregierung und die Bundesländer diverse Projekte, die 5G-Alltagsanwendungen testen. Einige davon stellen wir konkret in unserem Webmagazin vor.
Mithilfe eines Prognosemodells überwacht das 5G-Observatorium den Fortschritt von 5G-Ausbau und -Forschung in der EU. Ein Studienteam definiert Szenarien und den Stand der Technik.
Bereits seit 2013 hat die EU 5G-Forschungsprojekte im Rahmen einer 5G-Public-Private-Partnership (einer öffentlich-privaten Partnerschaft, kurz 5G-PPP) mit insgesamt mehr als 400 Millionen Euro gefördert. Im Bereich Mobilität und Transport gab es unter anderem das Projekt „5G-Blueprint“: Es erforschte die Möglichkeiten eines unterbrechungsfreien, grenzüberschreitenden teleoperativen Verkehrs zwischen den Häfen von Antwerpen (Belgien) und Vlissingen (Niederlande) – auf Basis von 5G im Straßen- und Seetransport. Ziel war es, die europaweite Einführung teleoperativer Transportlösung im Logistiksektor zu unterstützen.
Aktuell fördert die EU Forschungs- und Innovationsvorhaben im Rahmen des „Smart Network and Services Joint Undertaking“ (SNS JU) mit dem Ziel, Europa eine führende Rolle beim Aufbau moderner 5G-Netze und der Weiterentwicklung der 6G-Technologie zu sichern. Diese Partnerschaft wird gemeinsam von der Europäischen Kommission und der 6G Smart Networks and Services Industry Association (6G-IA) geleitet und ist für den Zeitraum 2021 bis 2027 mit einem EU-Budget von 900 Millionen Euro ausgestattet.
Die Förderung gliedert sich in drei Phasen, in denen Fachleute aufbauend auf 5G-Programmen (wie 5G-PPP) neue Lösungen für die nächsten Mobilfunkgenerationen erforschen und evaluieren. Die Forschungsthemen reichen von der grundsätzlichen Verbesserung der Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Kommunikationsnetzen bis hin zur Implementierung neuer Funktionalitäten wie der Integration von Künstlicher Intelligenz oder Sensorik. Die Vorhaben sind dabei eng mit den nationalen Forschungsprogrammen einzelner Mitgliedsstaaten verzahnt – wie der groß angelegten deutschen 6G-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Zudem startete im Jahr 2022 das Förderprojekt CEF 2 Digital. Insgesamt 258 Millionen Euro stellt die Europäische Kommission zur Verfügung, um zum Beispiel 5G-Netze entlang von Straßen- und Schienenverkehrsachsen und lokale 5G-Innovationsprojekte zu unterstützen. Eine weitere grenzüberschreitende Zusammenarbeit besteht zwischen Frankreich und Deutschland: Gemeinsam fördern sie innovative Projekte, die das europäische Ökosystem für private 5G-Netze stärken.
Die Datensicherheit, also der technische Schutz von Daten, ist beim Aufbau und bei der Nutzung des 5G-Netzes von großer Bedeutung. Die Sicherheitskriterien beim Mobilfunk der fünften Generation wurden deutlich strenger formuliert, als es noch bei 3G und 4G der Fall war. In Deutschland hat die Bundesnetzagentur in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Anforderungen an die 5G-Datensicherheit definiert. So sollen etwa die Mobilfunkanbieter sogenannte Monokulturen vermeiden. Das heißt, sie müssen Komponenten von mindestens zwei Herstellern verwenden, um das Risiko von Ausfällen zu minimieren.
Auch auf europäischer Ebene wird Cybersicherheit großgeschrieben. Auf Empfehlung der EU-Kommission vom 26. März 2019 führten die Mitgliedsstaaten eine Risikobewertung der 5G-Netzsicherheit durch. Anschließend einigten sie sich darauf, die Anforderungen an die Cybersicherheit zu erhöhen. Diese wurden zuletzt 2023 durch die NIS2-Richtlinie erweitert und verschärft. NIS steht für „Network and Information Security“.
Die Richtlinie betrifft insbesondere Anbieter öffentlich zugänglicher elektronischer Kommunikationsnetze oder -dienste. Sie müssen besondere technische, betriebliche und organisatorische Maßnahmen ergreifen, um ihre Netz- und Informationssysteme sowie die physische Umgebung dieser Systeme zu schützen. Zu diesen Maßnahmen gehören zum Beispiel Konzepte für die Risikoanalyse und die Sicherheit von Informationssystemen, die Bewältigung von Sicherheitsvorfällen und die Aufrechterhaltung des Betriebs, wie etwa Backup-Management und Wiederherstellung nach einem Notfall, sowie Krisenmanagement.
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