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5G und Wirtschaft

Mit 5G dreht sich die Arbeitswelt schneller

Von flachen Hierarchien bis Homeoffice: In fünf Bereichen profitieren Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Digitalisierung – und damit auch von der neuen Mobilfunktechnologie.

Arbeitswerkzeuge werden digitalisiert

In zahlreichen Arbeitskontexten, in der Wissensarbeit, in den Dienstleistungsberufen, aber auch in der industriellen Produktion werden sich die Arbeitsgeräte verändern. Digitale Instrumente werden die klassischen Werkzeuge vermehrt ersetzen. Ein Beispiel: Früher musste eine Kfz-Mechatronikerin oder ein Kfz-Mechatroniker mit einem Schraubschlüssel auf Fehlersuche gehen. Heute ist sie oder er mit einem digitalen Diagnosegerät ausgestattet, um Fehler im Bordcomputer des Pkw auszulesen und sie direkt an den Rechner der Werkstatt zu übermitteln. Immer häufiger nutzen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fertigung Tablets zur Steuerung und Kontrolle von Produktionsanlagen. Andere arbeiten mit Drohnen im Fassadenbau. Oder mit Robotern und 3-D-Druckern. Dieser Trend wird sich – unterstützt von 5G – weiter fortsetzen. Denn der neue Mobilfunkstandard beschleunigt digitale Prozesse und erleichtert dadurch viele Arbeitsprozesse.

Klar ist: Die neuen Technologien sollten rasch in die Produktionsprozesse integriert werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten befähigt werden, einen sichereren Umgang mit diesen Hilfsmitteln zu erlernen. Da die Entwicklung in diesen Bereichen schnell ist, erfordert sie von allen Beteiligten ein kontinuierliches Dazulernen – und die Neugierde, sich mit neuen Instrumenten, Prozessen und Softwarelösungen auseinanderzusetzen.

Arbeitsorte und Arbeitszeiten werden flexibler

Die 5G-Technologie liefert eine leistungsfähige Infrastruktur und schafft eine neue Basis für flexibles Arbeiten. So können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darauf verlassen, dass unter anderem Videokonferenzen in dünn besiedelten Regionen ohne Unterbrechungen funktionieren und vernetztes Arbeiten in Echtzeit möglich ist. Wenn in den kommenden Jahren diese Potenziale immer mehr mit neuen, flexiblen Organisationsstrukturen verknüpft werden, entstehen neue Formen des Arbeitens, die nicht nur die orts- und zeitunabhängige Arbeit perfektionieren, sondern auch das Steuern von Produktionsabläufen in ganzen Fabriken. Ein Beispiel: Der Mensch muss in einer Produktionsstätte nicht mehr permanent vor Ort sein. Das wird auch zur Folge haben, dass manche Fabrikkomplexe oder Bürogebäude nicht mehr in dem derzeitigen Umfang benötigt werden. 

Die Zusammenarbeit wird agiler

Durch 5G und die Digitalisierung verändern sich auch die Strukturen in Unternehmen. Die in einigen Arbeitszusammenhängen vorherrschende hierarchische Struktur wird einer virtuellen und agilen Zusammenarbeit weichen. Der Vorteil: Das problemorientierte Arbeiten in Expertenteams löst die klassische Top-down-Führung weitgehend ab und bietet Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Eigenverantwortung und Handlungsfreiheit. Das setzt neue Synergieeffekte frei, was den Weg für eine gemeinschaftliche Aufgabenbewältigung eröffnet. Dementsprechend verändern sich auch die Parameter, welche Person eine bestimmte Aufgabe erledigt: Wer am Ende den Bagger steuert oder die Lieferdrohne überwacht, ist von der fachlichen Expertise oder dem Preis abhängig – nicht mehr von der lokalen Verfügbarkeit oder von anderen starren Faktoren. Voraussetzung für all das ist eine schnelle, stabile, sichere und effiziente Internetanbindung – gewährleistet durch 5G.

Maschinen erleichtern die Arbeit

Nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Menschen: Auch die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen wird durch die 5G-Technologie erleichtert. Dabei sind die Möglichkeiten vielfältig: Es beginnt beim Steuern der Maschinen und reicht bis zur kollegialen Zusammenarbeit. 

Selbstlernende Roboter, Systeme, die auf Künstliche Intelligenz (KI) basieren, bewältigen immer mehr Aufgaben des beruflichen Alltags, und das ganz selbstständig. Je häufiger diese Technologien eingesetzt werden, umso wichtiger werden sie für ganze Produktionsprozesse. Allerdings benötigen diese Roboter regelmäßige Wartungen, Updates und Ersatzteile, wodurch neue Arbeitsfelder entstehen.

Führungskräfte stehen in diesem Zusammenhang vor großen Herausforderungen. Zukünftig bestehen ihre Teams aus Menschen und Robotern. Dabei müssen sie entscheiden, wer welche Tätigkeiten übernimmt und wie eine gute, menschenzentrierte Zusammenarbeit gestaltet werden kann. Grundsätzlich ist das Zusammenarbeiten von Mensch und Maschine nicht neu und bereits seit der ersten industriellen Revolution bekannt. Unterstützt durch Netzwerktechnologien wie 5G agiert der Mensch in Zukunft jedoch mit immer „intelligenteren“ Maschinen. Eine der spannendsten Herausforderungen der kommenden Jahre ist deshalb, die Intelligenz des Menschen mit der Künstlichen und auf konkrete Aufgabenbereiche beschränkten „Maschinenintelligenz“ sinnvoll zu verknüpfen. Der große Gewinn: Die Geräte – ergänzt durch KI – nehmen dem Menschen beschwerliche, teure, monotone und gefährliche Aufgaben ab. Roboter werden insbesondere strukturierte und automatisierbare Prozesse übernehmen, die wenig bis keine zwischenmenschliche Interaktion erfordern. Dabei muss der Anspruch einer menschenzentrierten KI im Mittelpunkt stehen – der KI-Strategie der Bundesregierung entsprechend. 

Neue Aufgaben entstehen

Durch den Einsatz von Maschinen kommt es zu sogenannten Automatisierungseffekten – vor allem in der Produktion. Bereits heute übernehmen Maschinen beispielsweise große Abschnitte einer Produktionsstraße in der Automobilbauindustrie. Sind dadurch aber Arbeitsplätze für Menschen in Gefahr?

Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung könnte jeder vierte Beschäftigte in den kommenden Jahren von Automatisierung betroffen sein. Die Folge: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich beruflich neu orientieren.

Allerdings wird nicht alles automatisiert, was theoretisch automatisierbar wäre. Dieser Aspekt hängt von vielen Faktoren ab. Insbesondere wenn menschliche Arbeit wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität ist oder rechtliche oder ethische Hürden einer Substitution entgegenstehen, wird eher nicht automatisiert. Wenn Tätigkeiten tatsächlich ersetzt werden, bedeutet dies außerdem nicht zwangsläufig, dass ein ganzer Beruf verschwindet. Vielmehr verändern sich Berufsbilder mit zunehmender Digitalisierung. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht für Deutschland davon aus, dass sich in mehr als 35 Prozent aller Berufe bis 2030 das Tätigkeitsprofil grundlegend verändern wird. Hinzu kommen neue Arbeitsplätze, die durch den Wandel entstehen: beispielsweise beim Herstellen neuer Technologien. Die Gesamtbeschäftigung ist daher nicht zwangsläufig gefährdet. In welchen Branchen und Regionen in Zukunft Jobs entstehen oder aber eher abgebaut werden – das ist im Fachkräftemonitoring des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) hier nachzulesen.

Links und weiterführende Informationen

  1. Bardmann, Manfred: Grundlagen der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. Geschichte – Konzepte – Digitalisierung. Wiesbaden 2019, S. 663ff sowie Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Monitor Digitalisierung am Arbeitsplatz. [27.07.2020].
  2. ifo Schnelldienst. Arbeitswelt 4.0: Wohlstandszuwachs oder Ungleichheit und Arbeitsplatz­verlust – was bringt die Digitalisierung? [27.07.2020].
  3. Düll, Nicola (Hg.): Arbeitsmarkt 2030 - Fachexpertisen und Szenarien. Trendanalyse und qualitative Vorausschau. Bielefeld: 2013.
  4. Arntz, Melanie et al: Tätigkeitswandel und Weiterbildungsbedarf in der digitalen Transformation. [27.07.2020].
  5. Die nationale Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung. [27.07.2020].
  6. Die Denkfabrik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Observatorium Künstliche Intelligenz in Arbeit und Gesellschaft [27.07.2020].
  7. Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne: The Future of Employment: How Susceptible are Jobs to Computerisation. [27.07.2020].
  8. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Digitalisierung der Arbeitswelt: Bisherige Veränderungen und Folgen für Arbeitsmarkt, Ausbildung und Qualifizierung. Beantwortung des Fragenkatalogs zur Anhörung der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt" des Deutschen Bundestags am 11. Februar 2019. [01.08.2020].
  9. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (2015). Forschungsbericht – Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland. [27.07.2020].

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