5G-Mobilfunk ist flächendeckend verfügbar. Deshalb ernten auch Bäuerinnen, Bauern und die Beschäftigten in der Landwirtschaft die Früchte dieser Technologie. Vom smarten Feld bis hin zu lautlosen Kuhglocken: Vieles ist möglich, was früher kaum vorstellbar war.
Beruhigendes Geräusch oder störender Lärm? Bei Kuhglocken gehen die Meinungen auseinander. 5G kann Kuhglocken nicht nur digitalisieren, sondern auch verstummen lassen. Tragen Kühe ein 5G-Halsband statt einer Glocke, eröffnen sich neue Möglichkeiten: Die Suche nach einem Tier läuft schneller und genauer ab, da sich der Standort in Echtzeit feststellen lässt. Smarte Kuhglocken erstellen auch ein Bewegungsprofil, das Informationen über den Weg der Tiere sowie über deren Gesundheitszustand liefert. Bleibt eine Kuh auffällig lange an einem Fleck, übermittelt der Sender ein Signal – und ein Mensch kann nach dem Rechten sehen. Mit GPS oder LTE sind diese Funktionen im Vergleich zu 5G nicht nur eingeschränkt verfügbar – sondern auch langsamer.
Das 5G-Halsband hat außerdem Sensoren, die das Nahrungsverhalten der Tiere auswerten und ihre Körpertemperatur messen. Dadurch kann die Landwirtin oder der Landwirt im Bedarfsfall jederzeit eingreifen. Befestigt man den Sensor am Schwanz einer trächtigen Kuh, kann dieser gar das Eintreten einer Geburt anhand der Wehen erkennen. So sind die Menschen im entscheidenden Moment zur Stelle, um das Leben von Kalb und Kuh zu sichern.
Nicht nur auf der Weide: Auch auf dem Hof sind digitale Lösungen gefragt. In einem smarten Stall beispielsweise läuft das Melken von Tieren automatisiert ab. Wann immer ein Tier gemolken werden möchte, begibt es sich selbstständig zu einem Melkroboter. So ein Roboter produziert eine durchschnittlich sieben Prozent höhere Milchmenge. Er untersucht während des Vorgangs zusätzlich die Gesundheit des Euters. Außerdem werden die Tiere automatisch gefüttert. Und ein kleiner Roboter kann in den Ställen beim Saubermachen helfen. Das ersetzt zwar nicht den physischen Kontakt zu den Tieren, nimmt allerdings viel Arbeit ab.
Wie die smarten Kuhglocken sammelt auch der Stall Daten und wertet sie aus. Zahlreiche Forschungsprojekte geben Einblicke in die Möglichkeiten eines digitalen Bauernhofs: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft etwa fördert seit Jahren 14 digitale Experimentierfelder mit insgesamt 70 Millionen Euro. Unter ihnen sind Projekte, bei denen sogenannte Campusnetze die landwirtschaftlichen Flächen mit 5G versorgen. Ein solches Campusnetz, das 5G für Drohnen und Feldroboter bereitstellt, testeten auch Forschende in Kaiserslautern.
Auch auf bewirtschafteten Feldern stehen Veränderungen an: Drohnen und Sensoren liefern Informationen über Pflanzenwachstum und den Nährstoffgehalt von Boden und Pflanze. Auf Basis dieser Daten erhält die Landwirtin oder der Landwirt Vorschläge für eine ideale Düngermischung und erfährt auf wenige Zentimeter genau, wo diese anzuwenden sind. Dadurch lassen sich Ressourcen einsparen. Gleichzeitig ist eine verbesserte Ernte möglich.
5G-Drohnenflüge sind übrigens mit einer deutlich besseren Bildqualität möglich. Das Düngen und Ernten werden wohl künftig vermehrt autonome Landmaschinen übernehmen. In Echtzeit können die Beschäftigten diese Prozesse aus der Ferne bei virtuellen Rundgängen steuern. Sehr konkret wird dies an der Mosel: Dort nutzen Winzerinnen und Winzer 5G-Mobilfunk, damit Drohnen und Roboter künftig die gefährliche Arbeit an den steilen Hängen übernehmen.
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5G steht der Landwirtschaft nahezu flächendeckend zur Verfügung. Abgelegene Regionen können so zu anderen aufschließen, sodass alle Bäuerinnen und Bauern profitieren. Auf Feldern und Bauernhöfen der Zukunft finden zahlreiche Prozesse parallel statt. So wird die Arbeit trotz des Fachkräftemangels erledigt – in kürzerer Zeit. Auch eine effizientere Bewässerung ist möglich: Mit Sensoren an Bäumen und Kenntnissen über deren Wachstum können Bäuerinnen und Bauern bis zu 30 Prozent Wasser sparen. Gerade während Dürreperioden im Sommer schont das Ressourcen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Im Projekt „Smart Country“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Waldstück in Niedersachsen mit Sensoren ausgestattet. Sie sammeln Daten zu Temperatur und Feuchtigkeit von Luft, Blättern und Boden, zum Wachstum und Saftfluss der Bäume sowie zur Helligkeit im Wald. Die Daten des Sensornetzwerks fließen über 5G-Mobilfunk in eine Cloud, wo sie mithilfe Künstlicher Intelligenz ausgewertet werden können. Einen kleinen Einblick gibt dieses Video:
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Übrigens: Für Landwirtinnen und Landwirte kann es attraktiv sein, einige Quadratmeter für einen Mobilfunkmast zu vermieten. Der Deutsche Bauernverband und die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) stellen ihnen dafür Musterverträge zur Verfügung. Die MIG ist ein staatliches Unternehmen, das Funklöcher vor allem in ländlichen Gebieten schließt.
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