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5G und Wirtschaft

Wie wirkt sich 5G auf einzelne Branchen aus?

Die 5G-Technologie bietet massive Chancen für Unternehmen: Sie können bessere Produkte schaffen, neue Geschäftsmodelle finden und in ihren Abläufen viele Ressourcen sparen. Von Entwicklung bis Produktion, von Logistik bis Vertrieb – mögliche Anwendungen gibt es fast überall. Wir blicken genauer auf einzelne Wirtschaftsbereiche.

1. Das wird der Hammer: 5G-Technologie im Handwerk

Auch traditionell ausgerichtete Handwerksunternehmen stehen durch die Digitalisierung unter einem verstärkten Wettbewerbsdruck. Die Wünsche der Kunden ändern sich: Manche wollen ihre Möbel selber in einer Online-Konfiguration anpassen und im 3-D-Modell dem eigenen Wohnzimmer virtuell hinzuzufügen. 5G bietet hier für den mobilen Anwendungsbereich die technischen Grundvoraussetzungen. Dank Augmented Reality lassen sich digitale Objekte im analogen Raum platzieren – die Kundenberatung wird anschaulicher als je zuvor.

Für das Unternehmen muss dies kein teurer Spaß sein. Es kann sogar Kosten einsparen. Dank digitaler Unterstützung entfällt der Kundenbesuch oder ein herkömmliches Ausmessen der zu fertigenden Teile. Zudem ermöglicht die schnelle Übertragung von großen Datenpaketen durch die 5G-Technologie, dass Baupläne für Einzelteile oder Ersatzteile digital versendet und von einem 3-D-Drucker hergestellt werden. Wie für alle Industriezweige ermöglicht 5G auch für das Handwerk, das Unternehmen neu aufzustellen: Roboter können Fertigungsprozesse vollautomatisch übernehmen und eine Person kann diese standortübergreifend steuern.

Diese standortübergreifende Steuerung über 5G-Netzwerke spielt auch für die Bauindustrie eine wichtige Rolle: Auf der digitalisierten Baustelle agieren vernetzte Kräne, Bagger und viele weitere Baumaschinen intelligent miteinander und werden je nach Bedarf von nur einer Person gesteuert. Selbstlernende Kameras und Sensoren überwachen dabei den gesamten Prozess, wodurch völlig neue Bauprozesse ermöglicht werden. Dies verringert die Bauzeit und erhöht nicht zuletzt die Arbeitssicherheit durch weniger Personen auf der Baustelle. Als Unterstützung für Menschen sind auch Drohnen denkbar: Sie könnten eine Baustelle überwachen, Dämmungen anbringen oder Fassaden spritzen.

2. Das Güllefass geht online: 5G in Land- und Forstwirtschaft 

Tablet statt Traktor – das wichtigste Arbeitsgerät des Bauern hat heute nicht mehr unbedingt vier Räder. Schon seit Jahren halten digitale Innovationen Einzug in die Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte aller Landwirtschaftsunternehmen nutzen bereits digitale Lösungen, etwa teil-autonom fahrende Maschinen. Doch bisher wurde die Entwicklung vielfach durch einen schleppenden Ausbau des Breitbandnetzes gebremst. Die 5G-Technologie ermöglicht land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen nun den nächsten Schritt in der Digitalisierung. Sowohl die Feldarbeit als auch die Tierhaltung, die Verarbeitung von Lebensmitteln, der Handel sowie die Betreuung der Kunden werden von einem 5G-Netzausbau direkt oder indirekt beeinflusst. 

  • Ein Blick ins Gewächshaus: Mittels 5G vernetzte Systeme und Sensoren werden die Pflanzenzucht optimieren. Von der Aussaat und Anzucht bis zur Ernte, Weiterverarbeitung und Lagerung: Künftig werden Maschinen mit anderen Maschinen kommunizieren, um Informationen über das Wohlergehen der Pflanzen zu teilen. Dadurch können bspw. Düngemittel effizienter genutzt werden. Das Stichwort hier lautet mMTC (massive Machine Type Communications).
  • Ein Blick in den Stall: Digitale Maschinen und intelligente Software können weite Teile des Tierlebens kontrollieren. Sie können die Fütterung steuern, Temperaturen und Klima regulieren und so einen Beitrag zum Tierwohl leisten. Lernende Maschinen können das Verhalten beobachten und bewerten und so auch Teile der tierärztlichen Betreuung übernehmen und die Besamung unterstützen. 5G ist die Schlüsseltechnologie, die eine schnelle und umfassende Datenverarbeitung ermöglicht. Auch hier kommt mMTC ins Spiel sowie uRLLC (ultra Reliable and Low Latency Communications).
  • Ein Blick auf den Acker: Schon seit Jahrzehnten hilft die satellitengestützte Steuerung von Maschinen in der Landwirtschaft. Der 5G-Netzausbau verbessert auch hier die Genauigkeit. Einzelne Pflanzen lassen sich zentimetergenau ansteuern. Intelligente Traktoren kommunizieren mit softwaregesteuerten Anbaugeräten und nutzen in Echtzeit immense Datensätze aus der Cloud. So können Maschinen etwa Kulturpflanzen von Unkraut exakt unterscheiden und Pflanzenschutzmittel nur dort ausbringen, wo es wirklich nötig ist. Die Unkrauterkennung und Unkrautbekämpfung kann durch 5G gleichzeitig während der Fahrt über den Acker stattfinden. Maschinen können an Ort und Stelle Herbizide mischen und genau dosieren.

Das sogenannte Precision Farming kann bei richtiger Anwendung Kosten sparen und zugleich positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die gleiche Technik kann fürs Düngen angewendet werden: Sensoren analysieren den Versorgungsbedarf der Pflanzen. Ein mittels 5G digital vernetztes Güllefass (etwa mit direkter Analyse der Nährstoffe in der Gülle) kann beim Düngen zur Verbesserung der Nährstoffeffizienz beitragen und die Gefahr von Nährstoffausträgen vermindern. 

3. Ein Augenblick bedeutet alles: 5G im Anlagen- und Maschinenbau

Die 5G-Technologie wird im Anlagen- und Maschinenbau erhebliche Auswirkungen haben. Und dieser Unterschied liegt nicht selten im Millisekunden-Bereich: Ob der Bestückungsautomat präzise zielt, autonome Roboter passgenau zuarbeiten oder fahrerlose Transportsysteme blitzschnell auf Hindernisse reagieren, ist von der Qualität der Internetanbindung abhängig. Doch hier hakt es: In einer Erhebung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gaben 68 Prozent der befragten Unternehmen ein fehlendes oder mangelhaftes Breitbandnetz als größtes Hemmnis der Digitalisierung an. Bisher ist die Datenübertragung in vielen Bereichen zu langsam und die Verfügbarkeit (Resilienz) zu gering.

Ebenso können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der verarbeitenden Industrie viele Ressourcen durch 5G sparen, etwa Strom und Material. Eine bessere digitale Kontrolle kann auch Fehler in der Produktion reduzieren und durch optimierte Planung Lagerraum einsparen. Unternehmen schätzen das Einsparpotenzial selbst auf bis zu 25 Prozent.

4. Voll vernetzt fahren: 5G in der Mobilitätsbranche

Schneller Datenaustausch und geringe Latenz freuen nicht nur jede Nutzerin und jeden Nutzer. 5G ermöglicht auch eine Verkehrsleittechnik in Echtzeit. Sie kann ohne Verzögerungen vor Verkehrsstaus oder Gefahren auf der Strecke warnen. Verzögerungen in der Kommunikation sind nämlich nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich – bei einem harten Stauende sogar lebensbedrohlich.

Für die Lkw- und Logistikbranche ist das sogenannte Platooninginteressant: Mehrere miteinander vernetzte Lkw fahren mithilfe eines Steuerungssystems in kurzem Abstand in einer Kolonne von ca. 5 bis 6 Fahrzeugen. Das verringert den Kraftstoffverbrauch und entlastet die Fahrer. So kann die 5G-Technologie dazu beitragen, den Verkehrsfluss zu verbessern und die bestehende Infrastruktur sowie die diversen Mobilitätsangebote effektiver und effizienter zu nutzen. Die Parkplatzsuche kann erleichtert, Car- und Bikesharing-Angebote können verbessert werden.

5. Lokal und clever: Campusnetze auf dem Firmengelände

Campusnetze sind nichtöffentliche, kleine 5G-Netze, die nur lokal verfügbar sind. Sie ermöglichen es Unternehmen und anderen Institutionen, von der 5G-Technologie zu profitieren, ohne das Risiko einzugehen, dass sensible Daten nach außen gelangen. Campusnetze sind insbesondere für mittelgroße bis große Unternehmen interessant. Sie haben das Geld und das Personal, um sich ein eigenes Netz auf dem Firmengelände einzurichten.

Kleinere Unternehmen werden aber nicht abgehängt: Sie können auf Dienstleister zurückgreifen, die ihnen eine bestimmte Abdeckung und Qualität des Netzes zum Beispiel in den Lager- und Logistikzentrengarantieren. Gerade sehr kleine Betriebe werden virtuelle, private 5G-Netze nutzen können. Diese laufen auf der Infrastruktur des Dienstleisters, werden aber virtuell vom restlichen Netz abgetrennt und für die Bedürfnisse des Anwenders konfiguriert.

Links und weiterführende Informationen

  1. fraunhofer.de. 5G - Die Zukunft im Netz. [27.07.2020].
  2. Zentralverband des Deutschen Handwerks e. V. (ZDH) : Digitale Chancen. [28.07.2020].
  3. Bearing Point. Digitale Transformation in der Bauindustrie. [28.07.2020].
  4. digitalmagazin.de: Digitalisierung im Bauwesen – Baubranche hinkt bei der digitalen Transformation hinterher. [27.07.2020].
  5. Bitkom. Weichen stellen für die Landwirtschaft 4.0. [14.07.2020]
  6. Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2019, S. 40. [28.07.2020].
  7. computerwoche.de. Was Sie über Landwirtschaft 4.0 wissen müssen. [27.07.2020].
  8. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Digitalisierung in der Landwirtschaft. [27.07.2020].
  9. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Digitalisierung in der Landwirtschaft. Chancen nutzen - Risiken minimieren. [28.07.2020].
  10. Bardmann, Manfred: Grundlagen der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. Geschichte – Konzepte – Digitalisierung. Wiesbaden 2019, S. 654.
  11. Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). 5G macht die vernetzte Produktion erst richtig möglich. [25.01.2022].
  12. BMWK. Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2018, Folie 42. [28.07.2020].
  13. Zentrum Ressourceneffizienz. Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) des verarbeitenden Gewerbes. [27.07.2020].
  14. Verband der Automobilindustrie (VDA). Von Fahrerassistenzsystemen zum autonomen Fahren. [25.01.2022].
  15. BMVI. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität Aktionsplan. [28.07.2020].
  16. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2020). Leitfaden 5G Campusnetze – Orientierungshilfe für kleine und Mittelständische Unternehmen. [28.07.2020].

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