Impotent durchs Smartphone? Dieses Thema geistert von Zeit zu Zeit durch die Medien. Doch keine Studie konnte dies wissenschaftlich nachweisen. Handystrahlung erwärmt zwar den Körper – jedoch längst nicht so stark, dass Unfruchtbarkeit oder Impotenz droht.
Wohl jeder Mann hat schon einmal den Rat gehört, das Handy lieber nicht ständig in der Hosentasche zu tragen. Der Grund: Immer wieder machen sich Menschen recht diffuse Sorgen um die Strahlung ihres Smartphones. Im Mittelpunkt steht dabei oft auch die Angst, durch Handystrahlung keine Kinder mehr zeugen zu können (Unfruchtbarkeit) – oder die Fähigkeit zur Erektion zu verlieren (Impotenz).
Einzelne Laborstudien zeigten, dass unter besonderen Bedingungen negative Effekte auf die männliche Fruchtbarkeit auftraten – nämlich dann, wenn die elektromagnetischen Felder vom Handy über den festgelegten Grenzwerten lagen. Dies führte zu einem deutlichen Temperaturanstieg im Gewebe. Spermien wiederum sind sehr temperaturempfindlich. Eine derartige Belastung kommt jedoch bei der alltäglichen Nutzung von Handys nicht vor – auch dann nicht, wenn man das Smartphone in der Hosentasche dicht am Körper trägt.
Dies offenbart ein generelles Problem von Laborstudien auf diesem Gebiet: Sie können häufig nicht eins zu eins auf die Lebenswirklichkeit übertragen werden. Selbst wenn ein Handy aus der Hose heraus sendet, bleibt die Belastung der Hoden weit unter den Grenzwerten.
Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die britische Health Protection Agency oder die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) kommen daher einheitlich zu dem Schluss: Es gibt bisher keinen Nachweis, dass Handystrahlung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat. Untersuchungen, die gemäß der gesicherten wissenschaftlichen Praxis vorgehen, konnten keinen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und verminderter Fruchtbarkeit oder gar Impotenz feststellen. Dies gilt auch für Frauen vor und in der Schwangerschaft, wie der hier verlinkte Artikel erläutert. (Verlinkung folgt)
Bei manchen Männern bleibt trotzdem die Frage, ob das Smartphone in der Hosentasche sie impotent machen kann und damit ihren Kinderwunsch gefährden könnte. Die schnelle Verbreitung von 5G-Mobilfunk förderte bei einigen Menschen diese Sorge. Aus diesem Grund wurde der Effekt von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die Fruchtbarkeit von Männern auch in Studien außerhalb des Labors untersucht. Einige der Studien stellten eine Veränderung in Bezug auf die Fruchtbarkeit fest. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass weitere Forschung notwendig ist.
Worin genau besteht die Unsicherheit? Einige Studien registrierten bei Männern, die ihr Handy häufig benutzen, eine verminderte Spermienzahl. Ob das aber am Handy lag, blieb unklar. Eine allgemein ungesunde Lebensweise der Probanden könnte der Grund sein.
Dies gilt auch für eine neuere Studie am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH): Rita Rahban und ihr Team stellten bei Vielnutzern eine geringere Spermienkonzentration und eine geringere absolute Spermienzahl fest. Ob ihre Handynutzung dafür (allein) verantwortlich ist, konnte die Studie nicht herausfinden. Auch Stress, ein ungesunder Lebensstil und Medikamente haben einen Einfluss auf den etwa 60-tägigen Reifungsprozess der Spermien. Generell blieb die Spermienkonzentration bei den Schweizer Probanden hoch genug, um weiter zeugungsfähig zu bleiben.
Einige Studien zum Thema Handystrahlung und Impotenz haben die Auswirkungen an Tieren untersucht. Sie kamen jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen. Teils verbesserte sich die Spermienzahl oder ihre Vitalität, teils gab es Verschlechterungen oder auch keine Veränderung. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) führt dies auf die mangelhafte Qualität der Arbeiten zurück.
Forscherinnen und Forscher haben außerdem Sperma im Reagenzglas bestrahlt. Dabei verwendeten sie besonders starke elektromagnetische Felder – also Feldstärken, die in unserem Alltag nicht vorkommen. Dabei gab es teilweise biologische Wirkungen: Spermien zeigten zum Beispiel eine verringerte Beweglichkeit. Doch eine derart hohe Belastung ist weder durch Mobilfunkmasten noch die alltägliche Handynutzung möglich. Selbst wenn ein Handy in der Hosentasche sendet, sorgen die geltenden Grenzwerte dafür, dass die Erwärmung gering und damit ungefährlich bleibt.