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Der Forscher und Vermittler

Wie Alexander Leymann über Handystrahlung aufklärt – mit Video

17.05.2023
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Das Bundesamt für Strahlenschutz erforscht, wie Mobilfunk auf Mensch und Umwelt wirkt. Mitarbeitende wie Alexander Leymann klären auf, häufig zusammen mit „Deutschland spricht über 5G“. Ein Ortstermin in Brandenburg.

Alexander Leymann macht oft eine Welle. Das ist in seinem Fall nicht wörtlich, sondern vor allem bildlich zu verstehen. Leymann hat eine typische Geste: Er hebt den rechten Arm bis etwa auf Schulterhöhe, hält den Unterarm vors Gesicht und simuliert eine Welle, die von der Hand durch seinen Arm bis zur Schulter läuft. Er macht das aus rein didaktischen Gründen: Dr. Alexander Leymann ist Physiker im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Im dortigen Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) erforscht er, welche Wirkungen Strahlung auf Mensch und Umwelt hat, oder wissenschaftlich ausgedrückt: die hochfrequenten Felder des Mobilfunks. Um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, spricht er vor Bürgerinnen und Bürgern. Hier kommt die Welle regelmäßig zum Einsatz: Leymann veranschaulicht damit die Schwingungen der Funkwellen, der elektromagnetischen Felder. Denn diese Felder sorgen immer wieder für Bedenken in der Bevölkerung – vor allem, wenn Netzbetreiber irgendwo einen neuen Mobilfunkmast errichten wollen.

Alexander Leymann setzt an: Hier kommt die (Funk)welle.

So ist es auch heute: Leymann ist einmal quer durch Brandenburg gefahren, von seinem Arbeitsplatz in Cottbus nach Wandlitz nordöstlich von Berlin. In der Kulturbühne Goldener Löwe sitzen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Gemeinderat und den Ortsbeiräten. Ein Netzbetreiber will einen neuen Mobilfunkstandort errichten. Endlich, sagen viele, die genug haben von Funklöchern. Aber doch nicht vor meiner Haustür, sagen einige andere. Der Gemeinderat hat die Debatte vorerst vertagt. Leymann ist gekommen, um die Ängste vor hochfrequenten elektromagnetischen Feldern, die in der Bevölkerung häufig als Mobilfunkstrahlung bezeichnet werden, wissenschaftlich einzuordnen.

Leymann holt Diskussionen auf den Boden der physikalischen Tatsachen zurück

Er hat ein Messgerät mitgebracht, das die elektromagnetischen Felder des Mobilfunks erfassen kann. „Das sieht ein bisschen aus wie ein Lolli“, sagt Leymann und 30 Augenpaare schauen auf das gelbe Gerät am Rand des Raumes. „Mit dem Gerät kann ich Ihnen gleich zeigen, welche elektromagnetischen Felder hier vorhanden sind.“

Leymann hat auch eine Präsentation mitgebracht. Mit möglichst anschaulichen Vergleichen und Beispielen, um häufige Fragen zu beantworten. Etwa: Wie unterscheiden sich Röntgen- und Mobilfunkstrahlung? Leymann erläutert: Abhängig von der Frequenz kann Strahlung sehr unterschiedliche Energiemengen transportieren. Der Unterschied zwischen der Energie von Röntgenstrahlung und der Energie von Mobilfunkstrahlung entspricht ungefähr dem Unterschied zwischen der Wucht, die eine acht Tonnen schwere Abrissbirne bei einem Aufprall auf eine Wand hat, mit der Wucht, die ein drei Gramm schwerer Tischtennisball mit gleicher Geschwindigkeit hat, wenn er auf eine Wand trifft. Pauschal alle Strahlung als ähnlich riskant zu betrachten, ist also wissenschaftlich unsinnig.

So werden auch gesundheitliche Auswirkungen verständlich. Auf der einen Seite die Röntgenstrahlung, die nicht nur den Körper buchstäblich durchleuchtet, sondern bei entsprechender Dosis auch Schäden, etwa im Erbgut, verursachen kann. Auf der anderen Seite die elektromagnetischen Felder, die Handys und Funkmasten aussenden, und die selbst zu schwach sind, um einen Körper messbar zu erwärmen.

Alexander Leymann beantwortet die Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu Wirkungen des Mobilfunks.

Seine Art zu erklären kommt an. Und vor allem seine Doppelrolle: Leymann ist nicht nur Vermittler, sondern auch Forscher, der im Alltag an jenen Themen wissenschaftlich arbeitet, die er an diesem Abend in Wandlitz erklärt. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger nutzen die Gelegenheit, um Fragen zu stellen: Mobilfunk kennen wir – aber wie gut ist dieses neue 5G erforscht? Was hält er von Warnungen eines Umweltverbandes zum Mobilfunk? Ist ein Funkmast neben einer Kindertagesstätte wirklich in Ordnung?

5G ist neu – die Physik dahinter bleibt gleich

Immer wieder verweist Leymann auf die seit Jahrzehnten stattfindende wissenschaftliche Forschung zu elektromagnetischen Feldern. Schließlich gibt es den digitalen Mobilfunk seit 1992 in Deutschland. An den physikalischen Grundlagen hat sich seitdem bis zum heutigen 5G-Zeitalter nichts Wesentliches geändert: Daten werden in Form von Funkwellen übertragen – viele sprechen von Strahlung, die Wissenschaft nennt sie elektromagnetische Felder. Die Frequenzen, auf denen dies geschieht, sind sehr gut erforscht. Grenzwerte sorgen dafür, dass keine Gefahr für die Gesundheit, für Tiere oder Pflanzen von ihnen zu erwarten sind. Nicht durch 5G und auch nicht, wenn die Antennen in der Nachbarschaft stehen. „Ich glaube, wir haben heute alle etwas gelernt“, sagt einer der Ortsvorsteher schließlich anerkennend.

Nach dem offiziellen Teil beantwortet Leymann weitere Fragen – hier im Gespräch mit dem Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert.

Auch Bürgermeister Oliver Borchert zeigt sich nach Vortrag und Diskussion zufrieden: „Was macht 5G im Umkreis von Kindergärten oder Schulen? Das ist eine wichtige Frage, die muss beantwortet werden – und das wurde heute ganz gut gemacht.“ Borcherts Verwaltung hatte nach einer hitzigen Diskussion in der Öffentlichkeit bei der Dialoginitiative „Deutschland spricht über 5G“ um Rat gefragt. Die Dialoginitiative organisierte die Veranstaltung in Wandlitz, mit Leymann als Referenten. Unten finden Sie mehr Infos zu kostenfreien Bürgerdialogen. Unser Video gibt einen Einblick in die Arbeit von Alexander Leymann:

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Wünschen Sie einen Bürgerdialog? Diese Möglichkeiten gibt es

„Deutschland spricht über 5G“ ist bundesweit unterwegs, um Bürgerdialoge rund um den Mobilfunkausbau zu führen. Mit dabei ist in der Regel auch eine Expertin oder ein Experte vom Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder des Bundesamtes für Strahlenschutz.

„Deutschland spricht über 5G“ veranstaltet bundesweit Bürgerdialoge zum Mobilfunkausbau

Kommunen können jederzeit

  • eine Dialogveranstaltung anfragen: Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht der zahlreichen vergangenen Dialoge.
  • um Unterstützung bitten: Von der kleinen Bürgerversammlung bis zur Roadshow stellen wir auf dieser Seite die Formate vor.
  • das Dialogbüro kontaktieren: Unsere Fachleute helfen dabei, konkrete Fragen rund um den Ausbau zu beantworten. Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier verlinkt.
  • unser Onlineportal nutzen: Im Informationsportal beantworten wir in Artikeln, einem FAQ-Bereich und einem Glossar gängige Fragen. Im Webmagazin erzählen wir, welche Anwendungen durch modernen Mobilfunk möglich sind.
  • eine Onlineveranstaltung besuchen: Das KEMF bietet regelmäßig Termine an, die sich auch an Kommunen richten.
  • gedrucktes Infomaterial bestellen: Über unser Bestellformular sind Broschüren und Flyer gratis erhältlich.

Den Vortrag von Alexander Leymann gibt es auch als Videoaufzeichnung in einer informativen Viertelstunde:

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